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Neue Rechtslage seit Januar 2020
Mit der Änderung des Waffengesetzes im Januar 2020 wird Jagdscheininhabern der Einsatz von Nachtsichtgeräten und Wärmebildtechnik zur Jagd auf Schwarzwild zur Eindämmung der Schweinepest (ASP) ermöglicht. Somit können sowohl Nachtsichtvorsatz- als auch Nachtsichtaufsatzgeräte mit Zielfernrohren gekoppelt werden – diese Gegenstände fallen nunmehr nicht mehr unter die „verbotenen Gegenstände“ des Waffengesetzes.
Sowohl Nachtziel- als auch Wärmebildtechnik ermöglichen eine von Mondlicht und Wetter weitestgehend unabhängige Bejagung. Es empfiehlt sich dennoch, stets die aktuelle Rechtslage der einzelnen Bundesländer (Landesjagdgesetze) hinsichtlich jagdrechtlicher Einschränkungen und anderweitiger Ausnahmen zu überprüfen.
Was können wir nun von diesen Techniken erwarten? Wir bringen mit unserem Beitrag „Licht ins Dunkel“.
Einteilung in Gruppen
Bei beiden Techniken (Nachtziel und Wärmebild) unterscheidet man binokulare Geräte (Ferngläser) und Monokulare. In den folgenden Ausführungen beschränken wir uns auf die Monokulare, die eigenständig oder in Kombination mit einer Zieloptik (Zielfernrohr) genutzt werden können. Monokulare lassen sich in die folgenden 3 Gruppen einteilen:
- Handbeobachtungsgeräte:
Werden nur per Hand benutzt und haben keine Montagevorrichtung, um als Vorsatzgeräte an eine Zieloptik auf einer Waffe eingesetzt zu werden.
- Dual-Use-Geräte:
Sind sowohl für den Einsatz per Hand als auch als Vorsatzgerät für eine Tageszieloptik auf einer Waffe geeignet. Werden beim Einsatz als Vorsatzgeräte mit Hilfe eines Klemmadapters an einer Zieloptik (Zielfernrohr) befestigt. Diese Klemmadapter werden größtenteils sowohl von Anbietern von Wärmebildoptiken als auch von Waffenherstellern angeboten.
- Wärmebildzieloptiken / Nachtsichtzieloptiken:
Werden als eigenständige Zieloptik auf einer Waffe angebracht und verfügen über eine eigenes Absehen.
ACHTUNG:
Wärmebildzieloptiken / Nachtsichtzieloptiken sind in Deutschland aktuell als verbotene Gegenstände eingestuft! Ihr Besitz ist verboten und strafbar. Daher werden diese Geräte hier lediglich aufgeführt, jedoch nicht eingehender beschrieben. Es soll an dieser Stelle nur der Hinweis erfolgen, dass im EU-Ausland der Einsatz dieser Geräte teilweise erlaubt ist. Beachtet die jeweilig gültige Rechtslage!
Wärmebildgeräte
Der Einsatz von Wärmebildtechnologie breitet sich immer weiter aus. Vorteile von Wärmebildoptiken liegen in der einfachen Handhabung, dem geringen Gewicht und der Auswahl verschiedener Sichtmodi.
Die unterschiedliche Funktionsweise zwischen Wärmebildtechnologie und Nachtsichttechnik liegt darin, dass Wärmebildtechnologie kein Restlicht benötigt, sie bedient sich der für das menschliche Auge unsichtbaren Infrarotstrahlen und macht diese für uns sichtbar. Sie ermöglicht also auch unter sehr schwierigen Lichtverhältnissen und zu jeder Tages- und Nachtzeit ein sicheres Ansprechen von Wild sowie eine erleichterte Nachsuche oder Kitzrettung.
Funktionsweise
Infrarotstrahlen werden von allen Lebewesen und Objekten in unterschiedlicher Intensität abgegeben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von thermischer Strahlung oder langwelliger Infrarotstrahlung. Wärmebildgeräte fangen nun diese unterschiedlich stark ausgeprägte Strahlung auf und wandeln sie um.
Im Grunde genommen vollbringt es diese Technik, Temperaturunterschiede sichtbar darzustellen. Dies geschieht durch das Erzeugen von Konturen von Objekten zu ihrer Umwelt. Je größer dabei die Wärmeunterschiede des Objektes zu seiner Umwelt sind, desto klarer werden die Konturen. Je sensibler also Wärmebildgeräte aufgrund ihrer Technik auf Temperaturunterschiede reagieren, desto kontrastreicher werden die angezeigten Bilder.
Wesentliche Elemente einer Wärmebildoptik
Unter die wesentlichen Elemente einer Wärmbildoptik fallen:
- die Objektivlinse (ihre Größe bestimmt die Menge an Licht / Infrarotstrahlung, die in das Gerät einfallen und an den Wärmesensor durchgelassen werden kann),
- der Sensor / Detektor (bestimmt über seine Temperatursensibilität die Auflösung, gängige Formate liegen bei 640 x 480 Pixel) und
- die Qualität des Bildschirms (beeinflusst die Bilddarstellung)
Hinsichtlich der Bildfrequenz sollte für jagdliche Aktivitäten eine Frequenz von mindestens 25 Hertz erreicht werden.
Was ist beim Einsatz von Wärmebildgeräten zu beachten
Beim Einsatz von Wärmebildoptik für die Jagd sollte Folgendes beachtet werden:
- Geweih und Gehörn geben kaum Wärme ab und können deshalb nicht angesprochen werden (Gleiches gilt für Hindernisse wie Zweige oder Gräser bei geringer Detailtiefe)
- eine hohe Umgebungstemperatur oder Luftfeuchtigkeit verringern die Kontraste, da sich die Temperaturunterschiede zwischen Objekt und Umgebung angleichen
- mit Tageslichtoptik / Zielfernrohr kombinierte Geräte müssen eingeschossen werden
- Beobachtung durch Glas ist nicht möglich, da Glas undurchlässig für Infrarotstrahlen ist
Nachtsichtgeräte
Nachtsichtgeräte sind auch unter der Bezeichnung Restlichtverstärker geläufig. Das bedeutet, dass sie das noch minimal vorhandene Licht extrem verstärken und in ein für das menschliche Auge verwertbares Bild umwandeln. Das Resultat ist entweder das wohl bekannte grüne Bild oder das weiße Bild.
Bei Nachtsichtgeräten ist zu beachten, dass das verfügbare Restlicht teilweise nicht ausreicht, um ein ausreichend helles Bild zu erzeugen. In diesen Fall muss auf so genannte Aufheller zurückgegriffen werden, die Infrarotlicht erzeugen. Bei den Aufhellern ist es wichtig zu wissen, dass diese auf keinen Fall direkt an der Waffe oder der Optik angebracht sein dürfen. Diese Form der Befestigung ist in Deutschland aktuell verboten. Ihr müsst sie an anderen Objekten unabhängig von Eurer Waffe befestigen, z.B. am Hochsitz bzw. an einer Kanzel.
Beim Einsatz von Aufhellern ist zusätzlich darauf zu achten, dass Nachtsichtgeräte nur für einen bestimmten IR-Bereich optimal ausgelegt sind. Der IR-Bereich des Aufhellers muss also dem IR-Bereich des Nachtsichtgerätes entsprechen, ansonsten erhaltet Ihr kein gutes Bild. Das Datenblatt des Herstellers gibt genaue Auskunft über den IR-Bereich der Optik, aufgrund dessen dann der Aufheller ausgesucht werden kann.
Im Gegensatz zur Wärmebildtechnologie gibt es im Bereich der Nachtsichtgeräte zwei unterschiedliche Möglichkeiten, ein Gerät am Zielfernrohr zu befestigen:
- als Vorsatzgerät oder
- als Aufsatzgerät
Nachtsichtvorsatz
Nachtsichtvorsatzgeräte werden auf der Objektivseite (der dem Auge abgewandten Seite) aufgesetzt und mit einem Adapter befestigt. Im Gegensatz zu Nachtsichtaufsatzgeräten (siehe unten) schaut der Schütze weiterhin wie gewohnt in sein Zielfernrohr. Das Vorsatzgerät verstärkt das verfügbare äußere Licht und ermöglicht so eine bessere Sicht und ein sichereres Ansprechen des Ziels als ohne Vorsatzgerät.
Vorsatzgeräten ist gemein, dass sie keine eigene Vergrößerung besitzen sondern die Vergrößerung des gekoppelten Zielfernrohrs nutzen. Hochwertige Nachtsichtvorsatzgeräte können bis zur 10-fachen Vergrößerung sowie einen Rotpunkt mühelos anzeigen. Dennoch sollte die Vergrößerung nicht zu hoch gewählt werden, denn je konzentrierter ein Zielfernrohr das Licht sammeln kann, desto besser (schärfer) ist das Bild.
Ein großer Vorteil von Nachtsichtvorsatzgeräten ist, dass sie einfach vorne auf Euer Zielfernrohr gesteckt werden. Danach ist nur noch die Bildschärfe einzustellen. Bei einem Wechsel auf eine andere Zieloptik muss nicht neu justiert werden. Allerdings müsst Ihr bei dieser Montageart beachten, dass an der Vorderseite Eures Zielfernrohrs einige Zentimeter glatte Fläche zur Verfügung stehen, damit das Vorsatzgerät auch befestigt werden kann und fest sitzt.
Je nach Typ können Nachtsichtvorsatzgeräte ein nicht zu vernachlässigendes Gewicht haben. Ihr solltet dabei beachten, dass Eure Waffe an sich schwerer bzw. kopflastig werden kann. Gängige Vorsatzgeräte bewegen sich hinsichtlich Gewicht im Bereich von 600 – 1.000 Gramm.
Nachsichtaufsatz
Nachtsichtaufsatzgeräte werden auf der Okularseite (der dem Auge zugewandten Seite) aufgesetzt. In der Kategorie der Nachtsichtaufsatzgeräte unterscheidet man zwischen:
- digitalen Geräten und
- Geräten mit Bildverstärkerröhren
Digitale Geräte erzeugen ein eignes Bild vom Zielobjekt auf einem LCD-Bildschirm, ohne dass das menschliche Auge einen direkten Blick auf das Ziel hat. Es handelt sich somit lediglich um eine Projektion des Ziels. Aus diesem Grund ist auch ein Einschießen der Waffe notwendig, um Aufsatzgerät und Treffpunktlage des Zielfernrohrs aufeinander abzustimmen. Hieraus ergibt sich bereits die Tatsache, dass ein Wechsel des Nachtsichtaufsatzgerätes auf andere Waffen zwar möglich ist, jedoch für jede Waffe ein Einschießen erforderlich ist.
Demgegenüber erzeugen Bildverstärkerröhren kein eigenes Bild sondern verstärken das Licht, das durch das Zielfernrohr einfällt. Dies hat den großen Vorteil, dass sie auf verschiedenen Waffen eingesetzt werden können, ohne dass bei einem Wechsel ein Einschießen nötig ist.
Erschwerend bei den Aufsatzgeräten ist jedoch, dass das durch das Zielfernrohr einfallende Licht meistens nicht ausreichend ist, um ein sicheres Ansprechen zu ermöglichen. Die aktuelle Rechtslage verbietet jedoch den Einsatz von Infrarotstrahlern, die hier Abhilfe schaffen würden. Mit einer Länge von meist > 10cm haben sie zudem Auswirkungen auf Eure Schießhaltung und bedürfen ggf. einer Schaftverlängerung mittels Schaftkappe, um ein angenehmes Schießen zu ermöglichen.
DIGITAL | BILDVERSTÄRKERRÖHREN |
Erzeugt eigenes Bild über LCD-Bildschirm | Erzeugt kein eigenes Bild |
Kein direkter Blick auf das Ziel | Verstärkt einfallendes Licht von Zielfernrohr |
Einschießen beim Wechsel auf andere Waffen erforderlich | Für unterschiedliche Waffen ohne Einschießen einsetzbar |
Fazit
Die Weiterentwicklung der Wärmebild- und Nachtsichttechnologie schreitet mit großen Schritten voran – ebenso wie die rechtlichen Rahmenbedingungen. Demnach ist es für jeden Jäger wichtig, sich vor den Anschaffung eines dieser Geräte gut zu überlegen, wofür es eingesetzt werden soll:
- lediglich zur Beobachtung von Wild oder auch für den jagdlichen Einsatz?
- sofern für den jagdlichen Einsatz, wo soll die Technik eingesetzt werden (Wald, Feld, Wald & Feld)?
- für welche Distanzen soll die Wärmebildtechnik eingesetzt werden?
Prüft darüber hinaus zwingend auch die in Eurem Land bzw. Bundesland gültige Rechtslage. Dies gilt sowohl für die Technik selbst als auch für mögliche Zusatzgeräte wie z.B. Aufheller und ggf. jagdrechtliche Auflagen!
Abschließend ist es natürlich empfehlenswert, die Geräte in Eurer engeren Auswahl auch physisch zu begutachten. Allein schon aufgrund des hohen Preissegmentes, in dem sich diese Geräte bewegen, ist dies dringend angeraten. Wenn es Euch möglich ist, Eure eigene Waffe zum Test mitzubringen, solltet Ihr davon Gebrauch machen. Überprüft die Bedienung und Handhabung, die Montage, das Gewicht und auch die Qualität der Bilddarstellung in der Realität. Die gezeigten Bilder in Onlinemedien oder Zeitschriften können ein deutlich schärferes Bild suggerieren, als es in Wirklichkeit ist. Überzeugt Euch selbst, dass das Gerät Euren Vorstellungen und Eurer Art zu jagen / zu beachten passt.
Wärmebildtechnik vs. Nachsichttechnik
WÄRMEBILD | NACHTSICHT |
benötigt kein Restlicht | benötigt Restlicht und verstärkt es |
wandelt Infrarotstrahlen von Objekten um | als Vorsatz- und Aufsatzgerät erhältlich |
nur als Vorsatzgerät erhältlich | als Vorsatz oft schwer und damit kopflastig |
kein Einschießen bei Wechsel bzw. wiederholtem Auf- und Absetzen erforderlich | keine eigene Vergrößerung bei Vorsatz eigene Vergrößerung bei Aufsatz |
Aufsatz als Digital- oder Bildverstärkerröhre |
Nachtsichtvorsatz vs. Nachsichtaufsatz
NACHTSICHTVORSATZ | NACHTSICHTAUFSATZ |
auf Objektiv gesetzt (dem Auge abgewandt) | auf Okular gesetzt (dem Auge zugewandt) |
keine eigene Vergrößerung | eigene Vergrößerung |
schweres Gerät, Waffe wird kopflastig | leichtes Gerät |
ausreichende Lichtstärke | teils nur schwache Lichtstärke |
müssen bei Wechsel nicht neu justiert werden | Beeinflussung der Schießhaltung |
Habt Ihr bereits Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik im Einsatz? Anhand welcher Kriterien habt Ihr Eure Entscheidung für ein Gerät getroffen und wie sind Eure Erfahrungen in der Handhabung?
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