Inhalt
- 1. Die Kosten für Jagdschein und Jagdausrüstung richtig berechnen
- 2. Die richtige Kursform für die Jägerprüfung wählen
- 3. Den richtige Anbieter für die Jagdausbildung finden
- 4. Die Jägerprüfung zum richtigen Zeitpunkt absolvieren
- 5. Versteckte Kosten in der Jagdausbildung aufdecken
- 6. Von anderen lernen: ehemalige Jagdschüler nach Ihren Prüfungserfahrungen fragen
- 7. Mit der Jägerprüfungsordnung vertraut machen
- 8. Mit dem Deutschen Waffengesetz vertraut machen
- 9. Die eigenen Voraussetzungen zur Waffenrechtlichen Erlaubnis prüfen
- 10. Frühzeitig um jagdlichen Anschluss bemühen
- 11. Die Jagdhaftpflichtversicherung richtig wählen
- 12. Euer Jungjägerpakt beanspruchen
- 13. Die steuerliche Absetzbarkeit des Jagdscheins prüfen
- 14. Jagd- und Schonzeiten beachten
- 15. Die Bedeutung der Jagd für Euch definieren
- Fazit
- Literaturempfehlungen für die Jägerprüfung und Ausrüstung für Jäger
Nach offizieller Meldung des Deutschen Jagdverbands (DJV) besitzen in Deutschland aktuell mehr als 400.000 Menschen einen gültigen Jagdschein. Rund 20.000 Jagdschüler melden sich jährlich zur Jägerprüfung an, von denen der Großteil die Prüfung auch besteht. Die Zahl der Jagdscheininhaber in Deutschland verzeichnet somit eine steigende Tendenz.
Die Gründe und Motive, warum Menschen einen Jagdschein lösen und zur Jagd gehen möchten, sind vielfältig. Dazu findet Ihr nähere Angaben in unserem Beitrag „Jagdfakten: Die Deutsche Jagd in Zahlen – Anzahl Jagdscheininhaber übersteigt 400.000“.
Allen zuvor genannten Menschen ist gemein, dass sie bereits einen Jagdschein besitzen oder auf dem Weg sind, einen Jagdschein zu machen. Sie alle standen jedoch einmal vor den Fragen, was ein Jagdschein ist, wie viel ein Jagdschein kostet, wie man einen geeigneten Jagdkurs und Anbieter findet und worauf man im Vorfeld achten sollte.
Wir möchten Euch mit dem vorliegenden Artikel die 15 wichtigsten Tipps an die Hand geben, die Euch dabei helfen sollen, Euren Weg zum Jagdschein sicher bewältigen zu können. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es besonders bei Menschen ohne bisherige Berührungspunkte mit der Jagd am Anfang viele Fragen gibt. Wir haben daher hier die wichtigsten Punkte für Euch zusammengetragen, damit der Start in die Jagdausbildung und ins Jägerleben keine bösen Überraschungen für Euch bereit hält.
Wer von Euch noch mehr Details zu den einzelnen Punkten und anderen Themen rund um den Jagdschein erfahren möchte, der sei an unsere Artikel in der Rubrik „Jagdschein machen“ verwiesen.
1. Die Kosten für Jagdschein und Jagdausrüstung richtig berechnen
Wie viel kostet ein Jagdschein? Diese Frage stellt sich wohl jeder, der einen Jagdschein machen möchte, bereits am Anfang. Die Antwort darauf ist nicht einfach, denn viele Faktoren wie zum Beispiel sie ausgewählte Kursform, der ausgewählte Anbieter, die eigenen Wünsche und vieles mehr fließen in die Berechnung mit ein.
Und wenn es nach dem Jagdschein weitergeht, wie viel kostet eigentlich die notwendige Jagdausrüstung, die Waffen, Munition, Kleidung usw.? Auch diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn hier hängt es entscheidend von Eurem finanziellen Spielraum und der Qualität der Ausrüstung ab.
Wir geben Euch hier in vereinfachter Form die ca. Preisspannen in Euro an, die für die einzelnen Positionen anfallen können. Die Details dazu findet Ihr in unseren beiden Artikeln:
„Die Kosten für den Jagdschein – Mit diesen Kosten musst Du rechnen“ und
„Ausstattung für Jäger – Diese Produkte erleichtern Euch die Jagd“
Position | Kosten (EUR) |
Kursgebühr (Jagdschule) | 2.350,00 |
Kursmaterial | 185,00 |
Optionales Lehrmaterial | 62,00 |
Prüfungsgebühren (Bayern) | 280,00 |
Jagdscheinausstellung (3 Jahre) | 65,00 |
Jagdhaftpflichtversicherung (jährlich) | 32,00 |
Waffenschrank (beispielhaft 8 Langwaffen) | 1.300,00 |
Erstausstattung Kleidung (pauschal) | 500,00 |
Gehörschutz | 150,00 |
2 Kurzwaffen inklusive Munition | 1.400,00 – 6.750,00 |
2 Langwaffen inklusive Munition | 3.850,00 – 15.850,00 |
Waffenbesitzkarte für alle o.g. Waffen | 285,00 |
In Summe ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 5.000 – 20.000 EUR je nach Anzahl und Qualität der ausgewählten Ausrüstung. Bei dieser Kostenaufstellung ist es wichtig zu wissen, dass die Anschaffungskosten nicht alle zeitgleich zu erbringen sind, sondern vielmehr in Blöcken anfallen. Wie bereits oben erwähnt, orientieren sich die Anschaffungen an Eurem eigenen Tempo und an Euren finanziellen Möglichkeiten. Und selbstverständlich ist der Kauf von 2 Kurz- bzw. Langwaffen zur selben Zeit in keiner Weise verpflichtend. Die Aufstellung dient lediglich dazu, Euch einen ersten Überblick zu verschaffen, in welcher Preiskategorie sich die jagdliche Basisausstattung bewegt.
2. Die richtige Kursform für die Jägerprüfung wählen
Die Jägerprüfung, auch „Grünes Abitur“ genannt, ist eine anspruchsvolle Prüfung. Das Kursmaterial umfasst rund 1.000 Seiten, welches komplett durchgearbeitet wird und zu dem Ihr in der Prüfung zu allen Themen befragt werden könnt. Daher solltet Ihr Euch gut überlegen, wie Ihr den Unterricht und das Lernen für die Prüfung in Eurem Privatleben unterbringen könnt.
Um die richtige Kurswahl zu treffen, hilft es daher, wenn Ihr Euch folgende Fragen stellt:
- Welcher Lerntyp seid Ihr und wie könnt Ihr am besten lernen?
- Wie viel Zeit habt Ihr zur Verfügung, um an einem Jagdkurs teilzunehmen und für die Prüfung zu lernen?
- Könnt Ihr Euch und Euren Lernfortschritt zeitlich anpassen oder soll sich das Tempo nach Euch richten?
- Über welchen Zeitraum wollt Ihr Euch mit der Fortbildung beschäftigen?
- Wie intensiv darf die Fortbildung für Euch sein, damit Ihr nicht die Lust daran verliert oder diese für Euch in Stress ausartet?
Wenn Ihr die Antworten auf diese Fragen habt, ist schon viel erreicht, denn sie bilden die Basis für die richtige Wahl der Kursform. Grob umrissen stehen in Deutschland folgende Kursarten zur Verfügung:
- Intensivkurs (meist 14 zusammenhängende Tage)
- Wochenendkurs (meist 3 aufeinanderfolgende Monate an den Wochenenden)
- Individualkurs (auf Eure persönlichen Belange abgestimmt)
- Mischformen (aus den oben genannten Formen abgeleitete Kurse)
- Ausbildung über die Kreisjägerschaften bzw. den Hegeringe (Start 1x jährlich im September)
Diese Kurse unterscheiden sich in ihrer Dauer, Intensität und im Preis.
3. Den richtige Anbieter für die Jagdausbildung finden
Wie findet Ihr nun den für Euch richtigen Anbieter und das richtige Lehrmodell für die Jagdausbildung? Eventuell habt Ihr Euch schon mal in Eurer Umgebung umgehört, ob es Jagdschulen oder Jägerschaften gibt, die einen Kurs anbieten. Ansonsten schaut bei unseren Jagdadressen vorbei und findet eine Jagdschule in Eurer Nähe.
Die unter dem vorherigen Punkt beschriebenen Kursarten werden meist wie folgt angeboten:
- Über die Jagdschulen: Intensivkurs, Wochenendkurs, Individualkurs, Mischformen
- Über die Kreisjägerschaften bzw. die Hegeringe: mehrmonatige Ausbildung
Eine Kreisjägerschaft oder ein Hegering vermittelt Euch dieselben Inhalte wie auch eine Jagdschule. Allerdings steht Euch aufgrund des längeren Ausbildungszeitraumes deutlich mehr Zeit zur Verinnerlichung des Lehrmaterials und zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung zur Verfügung. Die Kurse starten meistens 1x jährlich im September und verlaufen über den Herbst- und Winterzeitraum. Der Unterricht kann an mehreren Tagen innerhalb der Woche und am Wochenende stattfinden.
Das Schießtraining wird bei allen Kursformen höchstwahrscheinlich innerhalb der Woche stattfinden, selten am Wochenende, da die Bahnen zu diesen Zeiten für den regulären Schießbetrieb und die Vereine vorgesehen sind.
Mehr Informationen zu den Kursformen und möglichen Anbietern findet Ihr in unserem Beitrag „Welcher Kurs und Bearbeitungszeitraum ist für mich ideal?“.
4. Die Jägerprüfung zum richtigen Zeitpunkt absolvieren
Ein Jeder von Euch kennt die Jahreszeiten und weiß, dass in Frühling und Sommer die Natur in voller Blüte steht. Naturschutz – und somit auch das Erkennen und Benennen von Pflanzen – gehört zur Jagdausbildung dazu. Euch werden während der Prüfung Zweige, Äste oder Blüten präsentiert, die Ihr erkennen sollt. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, ist die Auswahl für diesen Prüfungsteil im Frühjahr und Sommer deutlich umfangreicher als im Herbst oder Winter.
Wenn Ihr es also einrichten könnt und in Eurem Bundesland bzw. an Eurem Prüfungsstandort mehrere Prüfungen pro Jahr angesetzt werden (wie zum Beispiel in Bayern), dann könnt Ihr den Start Eurer Jagdausbildung so takten, dass Eure Prüfung in die kalte Jahreszeit fällt. Wer seine Stärke im Naturschutz hat, kann natürlich auch genau entgegengesetzt agieren und seine Prüfung genau in die warme Jahreszeit legen.
5. Versteckte Kosten in der Jagdausbildung aufdecken
Sorgt bei Eurer Recherche nach dem richtigen Kurs und dem richtigen Anbieter in jedem Fall für Kostentransparenz, indem Ihr Euch genau anschaut und zur Not auch persönlich bei einem potentiellen Ausbilder oder Jagdlehrer hinterfragt, welche Kosten und Gebühren in den Kursen bereits enthalten sind und welche ggf. noch zusätzlich erhoben werden. Ein gern übersehener Punkt sind zum Beispiel die Munition und Buchungsgebühren für die Schießstände. Nicht immer sind diese Kostenpunkte in den angegebenen Kursgebühren enthalten und fallen darüber hinaus nach an. So kann sich ein auf den ersten Blick unschlagbares Angebot schnell zu einer Kostenfalle entwickeln.
Mitten im Unterricht die Jagdschule oder die Jägerschaft zu wechseln, ist wenig ratsam, denn Ihr habt bereits einen Teil des notwendigen Lehrmaterials abgearbeitet und einiges an Zeit investiert. Bei einem anderen Anbieter habt Ihr höchstwahrscheinlich keinen nahtlosen Übergang im Lehrstoff und lauft somit Gefahr, Inhalte doppelt oder gar nicht vermittelt zu bekommen.
6. Von anderen lernen: ehemalige Jagdschüler nach Ihren Prüfungserfahrungen fragen
Sich mit ehemaligen Jagdschülern über Ihre Erfahrungen bei ihrer Jägerprüfung auszutauschen, ist von enormem Wert für Euch. Insbesondere die mündliche Jägerprüfung stellt für viele Jagdschüler eine große Herausforderung dar. Fragen dazu kommen regelmäßig bei uns und in den sozialen Medien auf. Die Unsicherheit vor diesem Prüfungsteil ist groß, da es bisher kaum Möglichkeiten gibt, sich ordentlich darauf vorzubereiten.
Besonders die Prüfungssituation zu simulieren, ist ein Punkt, der kaum umsetzbar ist. Jeder Prüfling reagiert anders und geht anders mit Prüfungsstress um. Auch ist jeder Prüfer anders, so dass die Optionen limitiert sind, hier eine individuelle Vorbereitung für jeden Jagdschüler durchführen zu können.
Dem wollen wir im Ansatz Abhilfe schaffen und haben einen interaktiven Online-Kurs entwickelt, bei dem wir die Antworten auf unseren Artikel „Die 99 Top-Fragen und Merksprüche für die mündliche Jägerprüfung“ geben. Zu den Online-Kursen geht es hier. Die im Artikel und in den Kursen behandelten Fragen sind Fragen aus unseren Prüfungen und denen anderer Jagdschüler. Es lohnt sich also, dort einmal zur Vorbereitung hereinzuschauen.
Ansonsten legen wir Euch nahe, mit ehemaligen Jagdschülern zu sprechen. Vielleicht kennt Ihr welche, denen Ihr Fragen stellen könnt. Ansonsten bieten die sozialen Netzwerke reichlich Anlaufstellen in Form von Gruppen oder Einzelpersonen, die Euch gerne weiterhelfen. Besonders über die Gruppen erreicht Ihr viele Gleichgesinnte, die Euch (mal mehr mal weniger umfangreich) Hilfestellungen zu ihrem Ablauf der Prüfung geben können. Es kostet ggf. etwas Selbstüberwindung, in eine Gruppe mit mehreren Tausend Mitgliedern zu schreiben, Ihr werdet jedoch dafür mit weiteren Informationen belohnt.
Noch ein Punkt in eigener Sache: Wenn Ihr diesen Artikel hier gelesen habt und die Jägerprüfung abgeschlossen habt, würden wir uns freuen, wenn Ihr uns Eure Fragen aus der mündlichen Jägerprüfung Online übermitteln würdet. Wir möchten diese in anonymisierter Form anderen Jagdschülern zur Prüfungsvorbereitung zur Verfügung stellen.
7. Mit der Jägerprüfungsordnung vertraut machen
Es mag einen Unterschied geben zwischen dem Bundesland, in dem Ihr wohnt und dem Bundesland, in dem Ihr Eure Prüfung ablegen möchtet. Dies ist nicht zwangsläufig deckungsgleich und kommt häufiger vor, als Ihr möglicherweise denken mögt. Wir selbst wohnen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und haben auch hier eine Jagdschule besucht, unsere Jägerprüfung haben wir jedoch in Bayern abgelegt.
Auch wenn daran gearbeitet wird, die Jägerprüfung bundesweit zu vereinheitlichen, so gibt es derzeit immer noch teils deutliche Unterschiede im Prüfungsablauf und den Anforderungen zwischen den einzelnen Bundesländern. Macht Euch daher mit der Jägerprüfungsordnung des Bundeslandes vertraut, in dem Ihr die Prüfung ablegen wollt und orientiert Euch nicht an der Ordnung des Bundeslandes, in dem Ihr Euren Wohnort oder habt oder Eure Jagdausbildung macht.
In der Prüfungsordnung erfahrt Ihr grundlegende Dinge über beispielsweise die Voraussetzungen, Zulassung, Fristen und Vieles mehr. Ihr werdet sicherlich über Eure Jagdschule oder Kreisjägerschaft Hilfestellungen gerade bei den Fristen und der Anmeldung zur Prüfung, erforderliche Schießnachweise etc. erhalten. Es ist jedoch definitiv von Vorteil zu wissen, wie der allgemeine Ablauf über die Jägerprüfungsordnung strukturiert ist und was alles zu erledigen und zu beachten ist.
Die Prüfungsordnungen der Bundesländer haben wir für Euch hier unter „Jägerprüfungsordnungen der Bundesländer in Deutschland“ zusammengetragen.
8. Mit dem Deutschen Waffengesetz vertraut machen
Als hätten wir in Deutschland nicht schon genug Gesetze, so ist ausgerechnet das Deutsche Waffengesetz eines der kompliziertesten Gebilde weltweit. Seine Regelungen sind sehr streng und es beinhaltet so manche Fallstricke – auch für Personen, die der Meinung sind, mit dem Waffengesetz gar nichts zu tun haben (siehe Gastbeitrag von Christian Schindler: “Das Waffengesetz kann gar nicht scharf genug sein”). Ein kritischer Punkt sind und waren immer schon Messer, die Ihr ebenfalls für die Jagd benötigt. In den letzten Jahren hat sich noch so Einiges in dem Gesetz getan und unsere Bundesinnenministerin Nancy Faeser plant schon wieder weitere „Anpassungen“, was selbstverständlich Verschärfungen bedeuten wird.
Hier gilt es daher, Vorsicht walten zu lassen. Gerade als „Frischling“ in der Materie ist es ratsam, sich ausreichend mit dem rechtlichen Rahmen vertraut zu machen, in den Ihr Euch mit einem Jagdschein und dem Besitz von Waffen begeben werdet. Auch wenn Ihr den sicheren Umgang mit Schusswaffen während der Ausbildung lernt oder vielleicht sogar schon Erfahrungen damit habt, so müssen wir stets Änderungen genau verfolgen und auf dem Laufenden bleiben.
Tut Euch bitte selbst den Gefallen und bietet bei der Nutzung, Transport oder Aufbewahrung keine Angriffsfläche. Bleibt informiert und wenn Ihr in eine Kontrolle kommt, bleibt höflich. Hier geht es zum Waffengesetz (WaffG).
9. Die eigenen Voraussetzungen zur Waffenrechtlichen Erlaubnis prüfen
Wo wir gerade beim Waffengesetz sind, solltet Ihr direkt ein paar grundlegende Dinge wissen. Um in Deutschland legal Waffen besitzen zu dürfen, sind 6 Voraussetzungen vollumfänglich zu erfüllen:
- Vollendung des 18. Lebensjahres
- Sachkundenachweis
- Bedürfnis
- Zuverlässigkeit
- Persönliche Eignung
- Haftpflichtversicherung
Seit wenigen Jahren findet zusätzlich zu den vorgenannten Überprüfungen auch eine Abfrage bei der zuständigen Verfassungsschutzbehörde statt. Ihr werdet also auch auf Eure Verfassungstreue überprüft. Fällt einer der zuvor genannten Punkte negativ aus, wird die Waffenrechtliche Erlaubnis nicht erteilt.
Die zuständige Behörde nimmt turnusmäßig alle drei Jahre erneut eine Überprüfung dieser Voraussetzungen vor. Dieser Vorgang nennt sich Regelüberprüfung. Stellt sich bei dieser Regelüberprüfung heraus, dass sich innerhalb der letzten drei Jahre ein Vorfall ergeben, durch den die 6 Punkte nicht mehr vollumfänglich erfüllt sind, so ist die Grundlage für die Waffenrechtliche Erlaubnis abhandengekommen. Waffen, Waffenbesitzkarte und Jagdschein werden dann eingezogen.
Ihr wisst besser als jeder andere, ob bei Euch alle Voraussetzungen erfüllt sind oder nicht. Weitere Informationen zu diesem Themenbereich findet Ihr in unserem Beitrag „Waffenrechtliche Erlaubnis“.
10. Frühzeitig um jagdlichen Anschluss bemühen
Wenn Ihr die Entscheidung getroffen habt, einen Jagdschein machen zu wollen, dann schadet es nicht, so früh wie möglich Augen und Ohren nach jagdlichem Anschluss offen zu halten. Ihr wollt wahrscheinlich so schnell wie möglich nach der Prüfung ins Jagdgeschehen eintauchen und dafür bedarf es einer Jagdgelegenheit. Nichts ist ärgerlicher, als alles beisammen zu haben und startklar zu sein, aber keine Jagdmöglichkeit zu haben.
Startet also damit, direkt während der Jagdausbildung Euer Netzwerk aufzubauen und Kontakte zu schließen. Vernetzt Euch mit anderen Jungjägern und „alten Hasen“. Erste Anlaufstelle dafür ist natürlich Eure Jagdschule bzw. die Kreisjägerschaft oder der Hegering. Doch auch die Schießstände sind eine gute Möglichkeit, Menschen kennen zu lernen und Kontakte zu schließen.
Auch in Sachen Jagdgelegenheit bieten die sozialen Medien wieder eine gute Anlaufstelle, um von anderen Jägern zu lernen, wie sie auf der Suche nach einer Jagdgelegenheit vorgehen. Schaut Euch an, was sie schreiben, wie sie schreiben und wie die Resonanz von Jagdpächtern auf ihre Nachrichten sind. Wie und wo Ihr Annoncen und Gesuche schaltet, welche Ansprache Ihr darin wählen solltet und welche Fragen in persönlichen Gesprächen mit potentiellen Jagdpächtern wichtig sind, haben wir in unserem Leitfaden „Wie finde ich eine Jagdgelegenheit – 25 Top-Fragen zur Gesprächsführung mit Jagdpächtern“ zusammengestellt.
11. Die Jagdhaftpflichtversicherung richtig wählen
Wer kennt es nicht: bei seiner Versicherung anrufen, in einem Call-Center in der Warteschleife landen und irgendwann einen Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung, der über die von Euch gewünschte Versicherung eher schlecht als recht Bescheid weiß. Das kann Euch auch bei der Jagdhaftpflichtversicherung passieren. Die zuvor beschriebene Situation mit unzureichend geschulten Versicherungsberatern könnt Ihr jedoch umgehen, indem Ihr einen Anbieter wählt, der auf Jagdhaftpflichtversicherung spezialisiert ist bzw. eine spezialisierte Abteilung dafür eingerichtet hat. Die Mitarbeiter dort sind meist schon viele Jahre im Einsatz, haben zum Teil eigene Rufnummern und verfügen über das entsprechende Wissen, um ein auf Euch abgestimmtes Angebot zu unterbreiten, welches weder überdimensioniert ist noch einen im Schadensfall unzureichenden Versicherungsschutz bietet. Eine Liste mit empfehlenswerten Versicherern für Jagdhaftpflichtversicherung findet Ihr in unserem Beitrag „Was Ihr über die Jagdhaftpflichtversicherung wissen müsst“.
Die Jagdhaftpflichtversicherung ist eine Pflichtvoraussetzung für die Beantragung eines Jagdscheins. Ohne diese Versicherung kein Jagdschein, ähnlich wie bei einer KFZ-Versicherung. Eine Jagdhaftpflichtversicherung ist kein Bestandseil einer Privathaftpflichtversicherung sondern muss separat abgeschlossen werden. Über sie werden unter anderem Personenschäden abgedeckt. Sie greift also dann, wenn während der Jagd Dritte zu Schaden kommen.
Auch wenn Ihr den sicheren Umgang mit Schusswaffen während der Jagdausbildung gelernt habt, so werden diese als potentielle Gefahr und als Sicherheitsrisiko eingestuft, denn auch bei sorgfältiger und sicherer Anwendung können Unfälle nicht vollumfänglich ausgeschlossen werden.
Übrigens: viele Versicherungen kooperieren mit den Landesjagdverbänden und bieten Mitgliedern im Landesjagdverband vergünstigte Konditionen. Nur ein Grund, warum sich die Mitgliedschaft in Eurem Jagdverband lohnt.
12. Euer Jungjägerpakt beanspruchen
Wir möchten Euch in diesem Artikel auch nicht vorenthalten, dass es so genannte Jungjägerpakete gibt. Diese Pakete sind kostenlos und Ihr könnt sie im Normalfall über eine schriftliche Bestätigung Eurer Jagdschule bzw. Eurer Kreisjägerschaft bei den jeweiligen Anbietern einlösen. Exemplarisch seien hier die Initiativen des Deutschen Jagdverbandes und Frankonia genannt.
Der Inhalt der Pakete variiert regelmäßig, doch Ihr könnt sicher sein, dass dort Dinge enthalten sind, die Ihr für Eure Jagdausrüstung besonders am Anfang sehr gut gebrauchen könnt. Ein Rucksack ist oftmals fester Bestandteil dieses Pakets, häufig sind zudem noch Waffenöl, Ohrstöpsel, Handwärmer, Reinigungstücher oder Ähnliches enthalten. Ihr solltet Euch unbedingt nach diesen Initiativen erkundigen und wo Ihr sie erhalten könnt. Hier geht es zu den genannten Anbietern:
Jungjägerpaket des Deutschen Jagdverbandes
Jungjägerpaket von Frankonia
Haltet auch generell im Handel und bei alternativen Anbietern von Jagdzubehör die Augen nach guten Angeboten offen. Und besonders wichtig: sprecht in einem Geschäft vor Ort Euren Verkäufer auf mögliche Rabatte und reduzierte Ware an. Gerade für angehende Jäger und Jungjäger halten viele Händler attraktive Angebote bereit. Sprecht Eure Situation einfach offen an – es lohnt sich.
13. Die steuerliche Absetzbarkeit des Jagdscheins prüfen
Das Wichtigste zuerst: grundsätzlich ist ein Jagdschein bzw. die Jagdausbildung nicht steuerlich absetzbar. Es sei denn, sie steht im direkten Zusammenhang mit Eurem Beruf oder einer Berufsausbildung. Das Finanzamt argumentiert dies damit, dass bei einem Jagdkurs / einem Jagdschein eine Abgrenzung zwischen beruflichen und privaten Interessen nicht eindeutig möglich. Damit ist auch eine (anteilige) steuerliche Absetzbarkeit nicht zulässig. Hierzu existieren mehrere Urteile, auf die sich das Finanzamt regelmäßig beruft. Ihr solltet daher eine anteilige Erstattung vorerst nicht in Euer Budget einkalkulieren.
Solltet Ihr jedoch in irgend einer Form eine geschäftliche Absicht mit der Ausbildung verbinden, so habt Ihr eventuell eine Chance, die entstandenen Kosten über Eure Steuererklärung absetzen zu können. Eventuell möchtet Ihr ein Gewerbe anmelden und eine Internetseite ins Leben rufen, bei der es um jagdliche Themen geht oder selbst in den Bereich der Jagdausbildung einsteigen. Mit dieser Art von geschäftlichen Zielen könntet Ihr Glück haben, dass die Kosten für den Jagdschein vom Finanzamt anerkannt werden.
14. Jagd- und Schonzeiten beachten
Ein grundlegender und äußerst wichtiger Punkt im Jagdgeschehen ist die Beachtung der Jagd- und Schonzeiten. Diese regeln entweder auf Landes- oder auf Bundesebene, welches Wild zu welchen Zeiten bejagt werden darf und wann Schonzeiten herrschen, bestimmtes Wild also nicht bejagt werden darf.
Diese Vorgaben einzuhalten, ist oberste Pflicht für einen Jäger. Wild braucht Ruhe, für sich selbst und zur Aufzucht seiner Jungen. Wer Elterntiere schießt, solange deren Jungen auf sie angewiesen sind, gibt sie wahrscheinlich dem Tod durch Verhungern oder Fressfeinde preis. Wer Wild erlegt, obwohl es einer Schonzeit unterliegt, begeht ein Schonzeitvergehen. Dieses kann mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden (siehe Bußgeldkatalog).
Die Schonzeiten von Bund und Ländern haben wir für Euch in unserer Übersicht „Jagd- und Schonzeiten der Bundesländer in Deutschland“ zusammengetragen.
15. Die Bedeutung der Jagd für Euch definieren
Abschließend möchten wir Euch nahelegen, Euch etwas Zeit zu nehmen und zu überlegen, was Jagd für Euch bedeutet und warum Ihr auf die Jagd gehen möchtet. Dies ist keine Prüfungsfrage und es gibt hier auch kein richtig oder falsch. Es geht bei dieser Frage darum, dass Ihr ein Bewusstsein für die Jagd zu entwickelt.
Dies ist bei Eurer zukünftigen persönlichen Positionierung enorm wichtig, denn Jagd bietet auch Angriffsflächen, denen Ihr Euch stellen müsst. Jäger und Waffenbesitzer werden in den letzten Jahren immer häufiger medial und öffentlich kritisiert. Die Jagd an sich steht gesellschaftlich auf dem Prüfstand. Mit jedem Vorfall, bei der durch Waffen ein Mensch zu Schaden kommt, steigt der Druck auf die Politik, zu handeln und zukünftige Taten zu vermeiden. Die Möglichkeiten dafür sind äußerst limitiert, da sich Menschen außerhalb des Gesetzes nicht für Verschärfungen von Gesetzen interessieren. Es trifft nur diejenigen, die sich an das Gesetz halten: Jäger, Sportschützen, Waffensammler und viele andere – und möglicherweise auch Euch, wenn Ihr Euch dazu entscheidet, einen Jagdschein zu machen.
Zu dieser Materie findet Ihr mehr in unseren Beiträgen
„Der Weg der Waidgerechtigkeit – Wie Jäger die Potentiale sozialer Netzwerke richtig nutzen können“ und
„Waffen in Händen von Privatpersonen – Sind Legalwaffenbesitzer eine Gefahr für die Öffentlichkeit?“
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Fazit
Mit diesem Leitfaden habt Ihr alle zentralen Themen im Blick, die für die ersten Schritte der Jagdausbildung und ins Jägerleben von Belang sind. Wir hoffen, dass wir Euch damit eine gute Hilfestellung geben konnten und entweder Eure Fragen klären bzw. Hinweise geben konnten, wie Ihr an die für Euch wichtigen Informationen gelangen könnt.
Zudem empfehlen wir Euch, ein wenig auf Seiten mit jagdlichem Hintergrund zu stöbern, dort aktuelle Entwicklungen zu Jagdgeschehen und Waffenbesitz einzuholen sowie ein erstes Gespür für Tendenzen in der Politik zum Thema Jagd und Waffen zu entwickeln. Gute Anlaufstellen dafür bieten neben unserer Seite Jagdschein-Info.com die Seite des Deutschen Jagdverbandes, auf der Ihr viel Basiswissen und Zahlenmaterial findet und natürlich die Internetseiten der Landesjagdverbände. Die Seiten der Fachzeitschriften bieten jede Menge Informationen zum aktuellen Jagdgeschehen und Neuigkeiten in der Welt der Jagd.
Hat Euch dieser Artikel gefallen? Wir hoffen, dass Ihr einen guten Überblick über die wesentlichen Themen der Jägerprüfung erhalten habt und Ihr Euch nun sicherer fühlt, was im Zuge einer Jagdausbildung auf Euch zukommt. Sind Fragen unbeantwortet geblieben, so schreibt uns diese einfach in die Kommentare.